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Hervorgehoben

MEHR GRÜN HILFT ALLEN!

Ich bin Jahrgang 1983 und Abgeordneter der Bremischen Bürgerschaft. Ich war von 2014 bis 2019 Stadtrat für Umwelt und Klimaschutz sowie für Gartenbau in Bremerhaven. Von 2019 bis 2023 war ich Mitglied der Bremischen Bürgerschaft. Meine Themen sind der Kurs Klimastadt, der Umweltschutz sowie das Grün in der Stadt und die Beteiligung von jungen Menschen in der Politik und beim Klimaschutz.

Obwohl ich in Kassel aufwuchs, fühle ich mich inzwischen in Bremerhaven zuhause. Hier lebe ich mit meiner Frau und hier wirke ich für mehr Grün. Unterwegs habe ich allerdings noch an einigen spannenden Stationen Halt gemacht.

Bis 2006 habe ich an der staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Erfurt bis zum Bachelor of Arts studiert. Danach verschlug es mich an die Universität Bielefeld, wo ich 2010 meinen Mastergrad im Studiengang Politische Kommunikation erhielt. Daneben nutzte ich auch die Möglichkeit, mich am Institut d’études politiques de Paris in den Bereichen „Affaires Européennes“ mit den Schwerpunkten Europarecht, Europäische Wirtschaftspolitik und PR zu bilden. 

Seit 2011 arbeite ich als Qualitäts- und Kommunikationsmanager beim Fraunhofer-Institut für Windenergiesysteme. Berufsbegleitend habe ich an der Hochschule Bremerhaven Digitale Medienproduktion studiert.

Die politischen Wege der Grünen gehe ich selbst schon lange und gestalte sie unterwegs gerne mit. Von 2009 bis 2012 war ich in der Grünen Jugend in Kassel aktiv und wurde Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen. Danach wechselte ich in den Kreisverband Bremerhaven und bin dort inzwischen Beisitzer.

Das grüne Potential Bremerhavens hat mich von Anfang an begeistert. Deswegen habe ich ohne zu zögern im Jahr 2014 die Wahl zum Stadtrat für Umwelt angenommen. In dieser Funktion konnte ich die Eröffnung eines Klimastadtbüros und die Gründung des Jugendklimarats wesentlich mitgestalten.

Nach den Wahlen in Bremen 2015 wurde ich Stadtrat für Gartenbau. Gemeinsam sanierten wir den Holzhafen Geestemünde, kümmerten uns um die Grünflächen drumherum und ließen im Rahmen des Wettbewerbs „Stadtgrün naturnah“ zahlreiche Wildblumenwiesen und Blühstreifen entstehen. Zusammen mit dem Schulamt gelang es uns außerdem, die Schulgärten an Bremerhavener Schulen wieder zum Leben zu erwecken.

2017 durfte ich mit gerade einmal 34 Jahren als Direktkandidat für die Bundestagswahl antreten. Obwohl es nicht für das Mandat reichte, hat mich diese Erfahrung erneut darin bestärkt, dass ich voll und ganz hinter meiner Partei stehe. Umso dankbarer bin ich, dass die Bürger*innen Bremerhavens mir 2019 ihr Vertrauen geschenkt haben und ich sie und euch bis Mitte 2023 als Abgeordneter in der Bremischen Bürgerschaft vertreten durfte.

In der Bürgerschaft war ich Mitglied in folgenden Gremien:

  • Ausschuss für die Angelegenheiten der Häfen im Lande Bremen (Vorsitz)
  • Deputation für Arbeit und Wirtschaft
  • Controllingausschuss
  • Ausschuss für Wissenschaft, Medien, Datenschutz und Informationsfreiheit
  • Petitionsausschuss

Darüber hinaus durfte ich seit 2020 als Mitglied der ersten Enquete-Kommission der Bürgerschaft zur Erarbeitung einer Klimaschutzstrategie für das Land Bremen beitragen.

Außerhalb der Bürgerschaft bin ich folgenden Organisationen aktiv:

  • Beiratsmitglied der Phänomenta in Bremerhaven
  • Mitglied des Grünen Kreises in Bremerhaven
  • Mitglied des BUND Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V.
  • Mitglied bei Foodsharing Bremerhaven



Häfen und die Nachhaltigkeitsziele

Am 13. Januar hat sich der Ausschuss für die Angelegenheiten der Häfen im Lande Bremen zum 16. Mal getroffen. Ein wichtiges Thema der Agenda: Das Zukunftskonzept der Bremische Häfen im Zeichen der Sustainable Development Ziele der Vereinten Nationen.

Vielen sind die sogenannten SDGs inzwischen ein Begriff, wenn auch häufig eher als „Nachhaltigkeitsziele“ oder „17 Ziele“ – denn auf so viele Ziele für nachhaltige Entwicklung haben sich die Vereinten Nationen 2015 geeinigt. Das ist eine Menge. Und wer sich näher mit ihnen beschäftigt, mag sie für Träumerei halten. Ein kleiner Exkurs.

Grob gesagt könnte mit der Erreichung der 17 Ziele alle universalen Probleme der Welt gelöst werden. Einige Beispiele:

  • Ziel 1: Armut in allen ihren Formen und überall beenden
  • Ziel 2: Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern
  • Ziel 6: Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle gewährleisten
  • Ziel 16: Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen. Friedliche und inklusive Gesellschaften für eine nachhaltige Entwicklung fördern, allen Menschen Zugang zum Recht ermöglichen und leistungsfähige, rechenschaftspflichtige und inklusive Institutionen auf allen Ebenen aufbauen

Ergänzt werden diese Repräsentanten durch Ziele aus diversen Bereichen, darunter Geschlechtergleichheit, faire Arbeitsbedingungen – und vor allem klimarelevante Ansätze!

Als Abgeordneter der GRÜNEN liegt mir dieser Aspekt besonders am Herzen. In Kombination mit meinem Amt als Sprecher für Häfen lege ich außerdem viel Wert auf die Verknüpfung unterschiedlicher SDGs, die so wichtig für die Zukunft unserer Häfen sind. Eine grüne Strategie ist unabdingbar für zeitgemäße Häfen, die Bestand haben. Deswegen lege ich großen Wert auf die Umsetzung der folgenden Ziele:

  • Ziel 3: Gesundes Leben für alle – ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern
  • Ziel 4: Bildung für alle – inklusive, gerechte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten des lebenslangen Lernens für alle fördern
  • Ziel 5: Gleichstellung der Geschlechter – Geschlechtergleichstellung erreichen und alle Frauen und Mädchen zur Selbstbestimmung befähigen
  • Ziel 6: Wasser und Sanitärversorgung für alle – Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle gewährleisten
  • Ziel 7: Nachhaltige und moderne Energie für alle – Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und zeitgemäßer Energie für alle sichern
  • Ziel 8: Nachhaltiges Wirtschaftswachstum und menschenwürdige Arbeit für alle – dauerhaftes, breitenwirksames und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle fördern
  • Ziel 9: Widerstandsfähige Infrastruktur und nachhaltige Industrialisierung – eine widerstandsfähige Infrastruktur aufbauen, breitenwirksame und nachhaltige Industrialisierung fördern und Innovationen unterstützen
  • Ziel 11: Nachhaltige Städte und Siedlungen – Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig gestalten
  • Ziel 12: Nachhaltige Konsum- und Produktionsweisen – nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sicherstellen
  • Ziel 13: Sofortmaßnahmen ergreifen, um den Klimawandel und seine Auswirkungen zu bekämpfen
  • Ziel 14: Bewahrung und nachhaltige Nutzung der Ozeane, Meere und Meeresressourcen
  • Ziel 15: Landökosysteme schützen – Landökosysteme schützen, wiederherstellen und ihre nachhaltige Nutzung fördern, Wälder nachhaltig bewirtschaften, Wüstenbildung bekämpfen, Bodendegradation beenden und umkehren und dem Verlust der biologischen Vielfalt ein Ende setzen

Das Offensichtliche zuerst: Die Umsetzung dieses Gesamtpakets ist natürlich nicht für einen einzelnen Menschen möglich, vermutlich nicht einmal für eine überdurchschnittlich engagierte Gruppe. Aber die gute Nachricht folgt sogleich: Die Unterstützung dieser Ziele bündelt sich in einem konkreten Projekt für die Bremischen Häfen. Die Hafenmanagement-Gesellschaft bremenports hat bereits 2009 eine eigene Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt, die inzwischen klaren Bezug auf die genannten Zielen nimmt. Die greenports-Strategie soll durch ökonomisch, ökologisch und sozial verantwortungsbewusste Entwicklungen die Zukunftsfähigkeit der bremischen Häfen sichern. Das Projekt steht für das Ziel eines klimaneutralen Hafens und der starken lokalen Initiativen, die den Wandel in Richtung nachhaltigkeitsorientierter Häfenprozesse unterstützen. Die greenports-Strategie ist auch durch Grünes Engagement bereits ein Kernelement der Hafenpolitik und des gesamten Hafenentwicklungskonzepts. Natürlich bleibe ich an dem Thema dran.

Grün in der Stadt hilft allen

Grün in der Stadt verbessert die Lebensqualität – nachweislich! Diverse psychologische Studien der letzten Jahre belegen diese Behauptung. Pflanzen verschönern nicht nur graue Betonlandschaften, sie erfüllen auch eine Reihe nützlicher Funktionen. Schon in der Schule lernen wir, dass wir sie brauchen, weil sie Schadstoffe filtern und Sauerstoff produzieren. Außerdem sind Bäume wunderbare Schattenspender und senken das Stresslevel durch ihre bloße Anwesenheit. Ein grüner Ausblick aus einem Krankenhausfenster beeinflusst sogar die Genesung der Patientin/des Patienten positiv. 

Und trotzdem lassen wir es immer wieder zu, dass diese kleinen und großen Geschenke der Natur regelmäßig einem Gemisch aus Gesteinskörnung und wahlweise Zement oder Bitumen weichen müssen. Die Rede ist von Beton und Asphalt. Wie das schon klingt, „Beton“! Hart, undurchdringlich und irgendwie – unnatürlich. Es entstehen immer mehr Parkplätze, große Straßen oder Betriebsflächen. Das Umweltbundesamt (UBA) hat einen Vergleich des Anteils der Siedlungs- und Verkehrsfläche an der Gesamtfläche Deutschlands angestellt. Parkplätze, Straßen und Betriebsflächen sind sogenannte versiegelte Flächen, es kann also kein Niederschlag mehr in sie eindringen, sodass viele natürliche Prozesse auf unnatürliche Weise verhindert werden. Ihnen gegenüber stehen die unversiegelten Flächen, beispielsweise Rasen, Kies oder Natursteinpflaster, da sich dort die Vegetation weiterhin entwickeln kann. Dass sie dann oftmals von einem Multigas-Unkrautvernichter daran gehindert wird, ehe sie die 2-cm-Marke erreicht hat, ist ein anderes Thema. Den Berechnungen des UBA zufolge, zeigt sich das Missverhältnis zwischen Siedlungs- und Verkehrsfläche zur Gesamtfläche am deutlichsten in den drei Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen. Das ist nicht verwunderlich. Doch dass in allen drei Fällen die versiegelten Flächen bereits rund 30% (in Berlin sogar 36%) betragen, ist ein nicht vertretbarer Trend! 

Warum nicht vertretbar? Es ist doch ganz normal, dass eine wachsende Stadt mehr Verkehrsflächen benötigt – und wir wollen doch wachsen, oder?

Wachstum um jeden Preis – eine wiederkehrende Kurzsichtigkeit. Seit Jahren – ach, Jahrzehnten –  setzen wir GRÜNE uns dafür ein, dass über schädliches Wachstum diskutiert wird. Doch dazu mehr in einem anderen Beitrag. Ich möchte keine Grundsatzdiskussion an einer Stelle führen, an der die Handlung so klar von der Natur vorgegeben ist. Aber packen wir das Problem doch bei der Wurzel: Immer wieder wird die Bedeutung von Grün in der Stadt klein geredet.

Während meiner vierjährigen Tätigkeit als Stadtrat für Gartenbau habe ich wiederholt die Daseinsberechtigung des Amtes und seiner Arbeit verteidigen. Das Gartenbauamt bündelt viele Maßnahmen für Grünflächen und wichtige Freiflächen, wie Spielplätze und Friedhöfe. Der Baumschutz, die klimaangepasste Baumauswahl sowie die Ausdehnung von Wildblumenwiesen ist von besonderer Bedeutung. Daher habe ich Schwerpunkte bei den Pflanzungen, sowie im Straßenbegleitgrün, etwa an der Elbestraße, der Rickmersstraße sowie der Borriesstraße gesetzt.

Diese Projekte konnten nur umgesetzt werden, weil der Mehrwert eines Gartenbauamtes in Bremerhaven erkannt wird. Eine grüne Infrastruktur braucht planerische und bauliche Kompetenzen, die Hand in Hand agieren. Es gibt zahlreiche Kommunen, in denen die Pflege und die Planung von Grünflächen unabhängig voneinander gesteuert wird – oder eher: gesteuert werden soll. Denn nicht selten tragen diese weit verstreuten (metaphorischen) Bäume wenige Früchte. In Bremerhaven hingegen sitzen diese elementaren Kompetenzbereiche unter einem Dach – in der Eckernfeldstraße 5. Und das hat eine direkte Auswirkung auf Mensch und Pflanze.

Flora

Für Stadt-Bäume ist es enorm wichtig, dass sie so artgerecht wie möglich gehalten werden. Das mag nach einer Vertierlichung klingen, doch tatsächlich gibt es Studien, die belegen, dass auch Bäume „Herdentiere“ sind. Wann immer möglich, sollte daher kein Baum alleine stehen müssen. In Bremerhaven kommt erschwerend hinzu, dass vielerorts Lehmboden das Erdreich bildet. Durch diese Bodenart dringt nur wenig Wasser. Ein entsprechender Aushub und das Versetzen des Pflanzkörpers mit dem passenden Humus helfen den jungen Bäumen dauerhaft Wurzeln zu schlagen. Besonders gut geeignet sind laut Testergebnissen der Gartenamtsleiterkonferenz (GALK) unter anderem Purpurerlen, Scheinakazien, Zerreichen und amerikanische Stadtlinden. Die Stadtlinde, wie der Name schon vermuten lässt, wurde eigens für das Stadtklima aus der Winterlinde gezüchtet und ist ideal für die Bepflanzung von städtischen Grünflächen geeignet. 

Fauna ohne opponierbaren Daumen

Für unsere heimische Tierwelt ist auch der Erhalt unserer heimischen Bäume wichtig – überlebenswichtig sogar. Vor allem der Erhalt alter Baumbestände auf Spielplätzen und Friedhöfen wurde als wesentlicher Bestandteil zum Erhalt der Biodiversität erkannt. Leider sehen diese Notwendigkeit nicht alle Vertreter*innen der politischen Landschaft Bremerhavens und so werden in unregelmäßigen Abständen immer wieder Abholzungspläne vorgelegt, die von einigen Parteien unterstützt werden.

Fauna mit opponierbarem Daumen

Die eingangs erwähnten versiegelten Flächen haben einen unmittelbaren Effekt auf uns Menschen: Hitze! Die undurchlässigen Beton- und Asphaltlandschaften heizen sich im Sommer enorm auf und steigern die ohnehin besorgniserregenden Temperaturentwicklungen noch weiter. Das Ziel muss daher ganz klar sein, das Stadtklima zu regulieren und Oasen zu gestalten, die der Bevölkerung als Wohlfühlorte dienen. Das Konzept von Grün in der Stadt denkt die Stadt vom Menschen her. Lebenswert und einladend soll sie daher sein.

Deswegen ist Grün in der Stadt kein Projekt, das eine kleine Minderheit für das Gros der Bevölkerung einfach entscheidet. Vielmehr muss das Thema in den Stadtteilkonferenzen angesprochen werden. Denn sehr viele Menschen haben eigenen Vorstellungen davon, wie mehr Grün in der Stadt umgesetzt werden kann. Und ganz ehrlich: Bei einem so umfassend wichtigen Thema gibt es nicht zu viele Meinungen!

Fleischlose Ernährung schont das Klima

Am 15. Januar 2021 traf sich die Klima-Enquete Bremen zur 9. Sitzung – selbstverständlich online, aber hoch motiviert. Auf der Tagesordnung standen diverse Themen rund um das Thema „Nachhaltiger Konsum“, darunter die Bedeutung fleischfreier Ernährung für den Klimawandel. 

Der Zusammenhang zwischen Ernährung und Klima ist natürlich keine neue Erkenntnis. Seit einigen Jahren wird zunehmend über die Auswirkung eines hohen Fleischkonsums auf unsere Umwelt diskutiert – auch öffentlich. Denn das Thema Ernährung ist für die meisten von uns alltäglich. Dabei spielen zwei Strömungen eine wichtige Rolle: einerseits wächst das Bewusstsein darüber, dass (übermäßiger) Fleischkonsum das Klima negativ beeinflusst. Andererseits gilt Ernährung als ein sehr persönliches Thema. Dadurch stößt die Kritik am Fleischkonsum immer wieder auf Ablehnung, da sie mit einer scheinbaren Bevormundung in Verbindung gebracht wird. 

Da die Frage, OB sich unser Verhältnis zu Fleisch auf das Klima auswirkt jedoch nicht mehr im Raum stehen kann, befasste sich die Enquetekommission vorrangig mit den möglichen Ansätzen für nachhaltigere Ernährung, bekannten Stellschrauben und sinnvollen Alltagspraktiken. 

Behandelt wurden folgende TOPs:

  • Klimaschutz und nachhaltigere Ernährung (Sonja Pannenbecker, Verbraucherzentrale Bremen)
  • Nachhaltigere Ernährung und deren Stellschrauben (Prof. Dr. Jana Rückert-John, Hochschule Fulda)
  • Instrumente zur Vermeidung und Reduzierung von Lebensmittelabfällen (Torsten von Borstel, Geschäftsführer United Against Waste e. V.)
  1. Klimaschutz und nachhaltigere Ernährung

Im Impuls-Vortrag von Sonja Pannenbecker ging es zunächst um die gesundheitlichen Folgen eines übermäßigen Fleischkonsums. Wissenschaftler*inne*n gehen inzwischen vermehrt davon aus, dass der Verzehr von Fleisch sich auf die Zahl der offiziell übergewichtigen Menschen auswirkt – nicht nur in Deutschland. Dem DGE-Ernährungsbericht zufolge entstanden zwischen 2008 und 2012 über 60 Milliarden Euro Gesundheitskosten durch Adipositas – jährlich! Die Tierrechtsorganisation „Tier im Fokus“ bestätigt: „Es gilt als erwiesen, dass ein erhöhter Verzehr von gesättigten Fettsäuren, die primär aus tierlichen Produkten stammen, mit Übergewicht assoziiert ist.“

Ein Team aus Expert*inn*en hat es sich zur Aufgabe gemacht, einen Plan zu entwickeln, nach dem eine gesunde Ernährung für alle Menschen möglich ist, ohne dass die Erde dabei zerstört wird. Dieser Plan trägt den Namen „Planetary Health Diet“ – ein Plan für den gesamten Planeten Erde also. 

Im Vergleich zur aktuellen deutschen Ernährung wird eine dringend notwendige Änderung deutlich: Pflanzen statt Fleisch muss die Devise lauten! Nur ein Zehntel des aktuellen täglichen Fleischkonsums der Deutschen wäre den Wissenschaftler*inne*n zufolge vertretbar, wenn wir nicht nur auf unsere, sondern auch auf die Gesundheit unserer Erde bedacht sein wollen. Falls ihr euch näher mit dem Thema befassen wollt, könnt ihr beispielsweise einen Blick in den Kompass Ernährung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) werfen.

Der Verein „Deutsche Gesellschaft für Ernährung“ schlägt eine ähnliche Verteilung der Nahrungsmittelgruppen vor. Wie auch bei der Planetary Health Diet wird gruppiert nach:

  • Getreide
  • Kartoffeln
  • Gemüse/Hülsenfrüchte
  • Obst
  • Nüsse
  • Fleisch
  • Fisch
  • Eier
  • Milch(-produkte)
  • Öle
  • Butter, Schmalz, Palmfett
  • Süßungsmittel inkl. Zucker

Es fallen allerdings zwei markante Unterschiede auf. Während ungefähr 50% der Ernährung nach dem Planetary-Health-Diet-Modell aus Obst und Gemüse bestehen sollten, empfiehlt der DGE eine deutlich stärkere Einbindung von Kartoffeln, um eine vollwertige Ernährung zu erreichen. Darüber hinaus sind hier weniger Nüsse, dafür aber mehr Fette in Form von Butter oder Schmalz vorgesehen.

Spannend für die Klimaschutzstrategie wird es, wenn wir die Treibhausgasemissionen verschiedener Diäten vergleichen. Das BMEL bestätigte schon 2016, dass eine vegane Ernährung beispielsweise eine noch deutlich geringere Ausstoßmenge hätte als die DGE-Diät, die oben besprochen wurde. 

Nichtsdestotrotz ist es eben wichtig, die Welt nicht schwarz-weiß zu sehen, sondern für Kompromisslösungen offen zu sein. Und einen Kompromiss für 83 Millionen Menschen zu finden geht nun mal leider nicht von heute auf morgen. Könnte die Unterzeichnung der Mailänder Erklärung ein Schritt in die richtige Richtung sein?

Sonja Pannenbeckers Appell an die Enquete-Kommission: „Nutzen Sie die Chancen und schaffen Sie die Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Ernährungspolitik in Bremen, sehen Sie die Verantwortung von Bremen eine faire Ernährungsumgebung zu schaffen und das Thema fest in der Verwaltung zu verankern.“

  1. Nachhaltigere Ernährung und deren Stellschrauben

Nachhaltigere Ernährung ist nicht einfach nur ein alleinstehendes Thema, auch wenn es in öffentlichen Diskursen ab und zu so dargestellt wird. Tatsächlich müssen jedoch mehrere Faktoren zusammenspielen, um letztlich in einer nachhaltigeren Ernährung zu münden. Die vier Säulen, auf denen dieses Ziel nach Ansicht von Jana Rückert-John steht, sind:

  • Gesundheit: Eine gesundheitsfördernde Ernährung, die zu einer höheren Lebenserwartung, mehr gesunden Lebensjahren und mehr Wohlbefinden für alle beiträgt
  • Soziales: Eine Ernährung, die soziale Mindeststandards entlang von Wertschöpfungsketten gewährleistet
  • Tierwohl: Eine Ernährung, die mehr Tierwohl unterstützt und damit den sich wandelnden ethischen Ansprüchen der Gesellschaft gerecht wird
  • Umwelt: Eine umwelt- und klimaschützende Ernährung, die zu den mittel- und langfristigen Nachhaltigkeitszielen Deutschlands passt

Als studierte Soziologin wirft sie auch einen Blick auf die sozialen Hintergründe der Menschen und welchen Einfluss diese auf ihre Ernährung haben. Der Enquete-Kommission stellte sie aber vor allem acht konkrete Stellschrauben vor, an denen nicht zuletzt von Politiker*innen gedreht werden kann. Besonders spannend: Sie bezeichnete sie sogar als Lösungsansätze.

Was können wir tun?
Potential liegt in den verschiedensten Ansätzen: Sei es ein Systemwechsel in der KiTa- und Schulverpflegung, die Nutzung von Preisanreizen oder auch die Bereitstellung von Informationen.

Wichtig ist jedoch ein gemeinsamer Kern: Integrierte Politik für eine nachhaltigere Ernährung! Daraus können dann Maßnahmen erwachsen, die dringend nötig sind, wenn wir in Sachen Nachhaltigkeit etwas bewirken wollen. Konkret bedeutet das:

  • Es muss einen Ernährungswandel geben, wie er auch in der Planetary Health Diet beschrieben wird
  • Es muss eine Regionalisierung von Ernährungssystemen vorgenommen werden
    • Allerdings nicht per se. Weshalb es auch hier Ausnahmen gibt, behandle ich in einem anderen Blog-Beitrag
  • Es muss auf ökologische Produkte gesetzt werden, die auch Öko-Qualität haben
  • Es muss über Gemeinschaftsverpflegung als Basis großer Potenziale für nachhaltige Ernährung gesprochen werden

Entscheidend für alle Lösungsansätze ist aber die Neuausrichtung der Ernährungspolitik und der Mitwirkungswille eines jeden Mitmenschen, der die nachlassende Gesundheit unseres Planeten fördern möchte.

Als Bürgerschaftsabgeordneter setze ich mich vor Ort in Bremerhaven für Foodsharing ein. Die Initiative bringt viele junge Menschen in Bremerhaven zusammen, die auf Wochenmärkten und ausgewählten Bäckereien und Supermärkten abgelaufene Lebensmittel sichern und an Bedürftige in Bremerhaven Lehe verschenken. Bei diesen “Einsätzen” werden mehrerer Wäschekörbe voller frischer Lebensmittel gesichert, die sonst, zu Unrecht, in der Mülltonne landen würden.